Prolog
Die Sonne kroch langsam über den Horizont und warf ihr warmes Licht durch das Fenster. Moe saß bereits am Rand ihres Bettes, rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte auf den Wecker. "Zeit aufzustehen", murmelte sie zu sich selbst, während sie sich aus dem Bett schwang. Sie wusste, dass ihr jüngerer Bruder Keisuke wahrscheinlich wieder verschlafen hatte.
"Aufwachen!", rief Moe, als sie die Tür zu seinem Zimmer öffnete und das Chaos erblickte, das er hinterlassen hatte. Keisuke lag zusammengerollt unter seiner Decke, seine Haare zerzaust, und das Gesicht halb in sein Kissen gedrückt. Moe trat an sein Bett und schüttelte ihn sanft. "Wenn du jetzt nicht aufstehst, verpasst du das Frühstück – und die Schule."
Ein leises Grummeln kam von Keisuke, gefolgt von einem verschlafenen Blick, den er seiner Schwester zuwarf. "Noch fünf Minuten...", murmelte er und zog die Decke fester um sich.
"Nicht im Traum.", erwiderte Moe schmunzelnd, "du bist heute schon fast wieder zu spät dran."
Mit einem genervten Stöhnen setzte sich Keisuke schließlich auf und kratzte sich am Kopf. "Ist ja gut, ich bin wach. Danke, dass du meine persönliche Weckerin bist."
Moe lächelte breit. "Glaub mir, ich mache das nicht freiwillig. Beeil dich. Ich muss auch zur Schule."
Nachdem Moe Keisuke erfolgreich aus dem Bett bekommen und ihr eigenes Frühstück schnell herunter geschlungen hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Schule. Ihre Tasche locker über die Schulter geworfen, ging sie den vertrauten Weg entlang, bis sie schließlich im Klassenzimmer ankam.
Als Moe das Klassenzimmer betrat, herrschte bereits das übliche Treiben. Schüler plauderten miteinander, tauschten Hausaufgaben aus und diskutierten über das bevorstehende Musashi Fest. Moe bemerkte, dass die Kawata-Brüder schon auf ihren Plätzen saßen, was sie zum Schmunzeln brachte.
"Wahnsinn, die Kawata-Brüder sind heute tatsächlich pünktlich da!", sagte Moe neckend, als sie an ihren Platz neben Nahoya trat. "Ist das ein Wunder oder habt ihr einfach beschlossen, heute ausnahmsweise mal rechtzeitig aufzutauchen?"
Nahoya grinste breit und zuckte mit den Schultern. "Es gibt für alles ein erstes Mal, oder? Vielleicht wollten wir einfach den Tag mit deinem Lächeln beginnen."
Moe lachte und setzte sich. Die Kawata-Brüder waren bekannt für ihre Gelassenheit, aber Moe wusste, dass Nahoya besonders geschickt darin war, mit Worten zu spielen.
"Also, Moe", begann Nahoya und beugte sich leicht zu ihr, "was hast du für das Musashi Fest geplant? Irgendeine spannende Begleitung?"
Moe zwinkerte ihm zu und zog ihre Schultern spielerisch hoch. "Vielleicht gehe ich allein. Oder vielleicht habe ich eine geheime Begleitung. Wer weiß?"
Nahoya hob eine Augenbraue und grinste schelmisch. "Eine geheime Begleitung? Das klingt ja fast so, als würdest du jemanden verbergen wollen."
Moe legte den Kopf schief und erwiderte: "Vielleicht will ich einfach die Gerüchteküche anheizen. Oder vielleicht möchte ich einfach, dass du dich fragst, wer es sein könnte."
Nahoya lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. "Na gut, ich werde schon herausfinden, wer der Unglückliche ist. Ich habe meine Methoden."
Moe lachte und zog ihre Bücher hervor. "Viel Glück dabei, Sherlock."
Souya, der das Gespräch belustigt verfolgt hatte, schüttelte leicht den Kopf, sagte jedoch nichts. Es war immer wieder faszinierend zu beobachten, wie Moe und Nahoya sich gegenseitig auf die Schippe nahmen und dabei eine subtile Spannung in der Luft lag.
Die Lehrerin trat ein und begann mit der Stunde. Moe saß aufrecht an ihrem Platz und folgte aufmerksam dem Unterricht, während Nahoya noch immer an das vorangegangene Gespräch dachte.
Er beugte sich leicht zu seinem Bruder und flüsterte: "Sie flunkert doch nur, oder? Sie hat bestimmt keine Begleitung."
Souya warf seinem Bruder einen gleichgültigen Blick zu und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ist es nur ihr Bruder", murmelte er leise zurück.
Nahoya grinste bei der Vorstellung, dass Moe tatsächlich Keisuke als Begleitung nehmen würde. Der Gedanke war für ihn irgendwie tröstlich, und er stellte sich vor, wie Moe ihren Bruder an der Hand über das Festivalgelände zog.
Unüberlegt wanderten seine Augen zu Moe hinüber, die mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck dem Unterricht folgte. Ihr ernstes Gesicht war in diesem Moment völlig in die Erklärungen der Lehrerin vertieft, und Nahoya konnte nicht anders, als zu lächeln.